Bei Premium-Cola ist zwar das Rezept gleich ganz ähnlich, aber sonst alles anders.
Die Geschichte führt uns zu den Anfängen, auch zu meinen. Angefangen hat in diesem Fall alles bei der legendären schwarzen Flüssigkeit mit der skurrilen Werbung und einer Palme mit 23 Ecken: Afri-Cola. Die wurde Ende der Neunziger so richtig pappensüß und koffeinreduziert, eigentlich untrinkbar. Ich habe mich damals sehr darüber geärgert und musste notgedrungen und aternativlos auf Kaffee umsteigen.
Ein paar Jahre später stieß ich im Netz auf die Interessengruppe Premium, Afri-Cola-Liebhaber, die die neue massenkompatible Weichspülplorre wieder gegen die gute alte Afri tauschen wollten. Ich hielt das für gut und sinnvoll, trug mich in den Newsletter ein (hey, das war 2000, damals war das so) und vergaß die ganze Sache irgendwann.
Die IG Premium aber hat weitergemacht. Nach ein paar Jahren mal mit der Mineralbrunnen AG, mal dagegen, trat ein alter, in meiner Vorstellung grauhaariger und am knorrigen Stock gehender Cola-Braumeister vom alten Schlag auf, der noch eines der drei originalen handgeschriebenen Original-Rezepte der ursprünglichen Afri-Rezeptur jahrzehntelang unter seinem Kopfkissen versteckt und so vor dem Bösen gerettet hatte. So ähnlich jedenfalls. Wie dem auch sei, die IG Premium hielt das Rezept der guten alten Afri-Cola in den Händen.
Schnell waren ein paar Flaschen gebraut, die offenbar noch schneller wieder leergetrunken waren. Aus der koffeinhaltigen Kleinserie wurden immer größere Mengen an originaler Afri-Cola, die als Premium-Cola ihren Weg in die trockenen Kehlen der Durstenden und Darbenden fand. Nunja, nicht ganz original, denn statt der ursprünglichen Phosphorsäure wurde nun auf Citronensäure zurückgegriffen um gewissermaßen dem Copyright ein Schnippchen zu schlagen.
Nebenbei sei angemerkt, dass Afri seit 2006 auch wieder nach fast dem Originalrezept gebraut wird, jedoch mit Ascorbin- statt Apfelsäure. So gibt es heute zwei Getränke, die beinahe, jedoch nicht ganz, der ursprünglichen Afri-Cola entsprechen.
Zurück zur IG Premium und ihrer leckeren, fast-echten nachgemachten Afri-Cola. Was als kleines Liebhaberprojekt einiger Hackerbrausennerds begann ist heute nicht etwa ein weltumspannendes Imperium, sondern eine Gemeinschaft mit einer erfrischend anderen Art des Wirtschaftens: Ein Kollektiv, mit dem Verlangen nach gleichberechtigter Beziehung zwischen den Produzierenden und Konsumierenden. Premium-Cola ist nun gewissermaßen der Prototyp für eine junge, selbstorganisierte Getränkeherstellungskultur.
Die Geschichte der Premium-Cola gibt es noch detailgetreuer zum selbst zusammensuchen und für die Freunde des Feeds haben die Premiumcolamenschen auch ein Blog.